Persönlichkeit – ein Begriff, der im Marketing fast schon inflationär gebraucht wird. Aber wie viel davon tut deinem Branding wirklich gut? Es geht nicht nur darum, ein paar nette Farben oder einen freundlichen Tonfall zu wählen. Das wäre, als würdest du deinem Produkt einen neuen Anstrich verpassen und hoffen, dass es plötzlich lebendig wird. Klingt unzureichend, oder? Genau darum geht’s.
Stell dir vor, deine Marke ist ein Mensch. Ein Mensch mit Geschichten, Überzeugungen und einem klaren Standpunkt. Genau das suchen Konsumenten heute. Sie wollen keine gesichtslosen Konzerne, sondern Persönlichkeiten, mit denen sie sich identifizieren können. Was bedeutet das für dein Branding? Ganz einfach: Du musst eine Identität erschaffen, die authentisch und nahbar ist. Das ist deine „Markenseele“.
Aber Achtung, Authentizität ist keine Marketing-Strategie, die du über Nacht implementierst. Sie ist das Resultat eines tiefen Verständnisses dafür, wer du bist und wofür du stehst. Unternehmen wie Patagonia oder Nike haben das begriffen. Sie verkaufen nicht nur Produkte, sondern auch Werte und Emotionen. Und die Konsumenten? Die spüren das und reagieren darauf.
Jetzt fragst du dich vielleicht: Wie viel Persönlichkeit ist zu viel? Schließlich gibt es einen schmalen Grat zwischen Authentizität und Überinszenierung. Hier ist die Balance entscheidend. Dein Branding sollte konsistent bleiben, egal wie emotional oder provokativ es ist. Konsistenz bedeutet, dass deine Botschaften, deine visuelle Sprache und sogar dein Kundenservice immer eine einheitliche Geschichte erzählen.
Denke an Coca-Cola. Egal, ob du eine Anzeige von 1970 oder von heute siehst, die Marke strahlt immer dieselbe positive und lebensbejahende Energie aus. Coca-Cola hat es geschafft, über Jahrzehnte hinweg konsistent zu bleiben, ohne an Persönlichkeit zu verlieren.
Es gibt allerdings auch Fallen, in die du tappen kannst. Zu viel Persönlichkeit kann schnell überheblich wirken oder sogar abschreckend sein. Du willst schließlich nicht, dass deine Marke wie ein lauter Partygast daherkommt, der den Raum für sich beansprucht und alle anderen übertönt. Das schreckt ab.
Ein Paradebeispiel für gescheiterte Überpersonalisierung ist der Gillette-Spot aus dem Jahr 2019. Was als mutiger Schritt gedacht war, die toxische Männlichkeit anzuprangern, schlug in vielen Kreisen fehl und wurde als moralisch überheblicher Versuch wahrgenommen, Konsumenten zu belehren. Hier wurde die Persönlichkeit der Marke zu stark in den Vordergrund gestellt – auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Wie findest du also die richtige Dosis an Persönlichkeit für dein Branding? Hier ein paar Tipps:
Kenne deine Zielgruppe: Verstehe, was deine Kunden bewegt und was sie von dir erwarten. Nur so kannst du die richtige Tonalität treffen.
Bleibe authentisch: Nichts wirkt unglaubwürdiger als eine Marke, die etwas vorgibt, was sie nicht ist. Zeige die wahre Persönlichkeit deines Unternehmens.
Sei konsistent: Egal wie du deine Marke positionierst, achte darauf, dass alle Kommunikationskanäle dieselbe Sprache sprechen.
Vermeide Übertreibung: Zu viel Persönlichkeit kann abstoßend wirken. Finde die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz.
Persönlichkeit im Branding ist nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit in der heutigen Markenwelt. Aber wie bei allem im Leben, kommt es auf die richtige Dosierung an. Wer seine Marke zu sehr ins Rampenlicht stellt, riskiert, authentisch und nahbar zu wirken. Ein erfolgreiches Branding ist wie ein guter Cocktail – gut gemischt, mit den richtigen Zutaten, und auf den Punkt serviert.
Wenn du also deine Marke mit Persönlichkeit aufladen möchtest, mach es clever und bedacht. Denn deine Kunden haben ein gutes Gespür dafür, ob sie einem echten Freund oder einem aufdringlichen Verkäufer gegenüberstehen. Und eines ist klar: Ein aufdringlicher Verkäufer bleibt nicht lange willkommen.